top of page
  • Black Facebook Icon
  • Black YouTube Icon
  • Black Instagram Icon
  • Black Pinterest Icon

Begegnungen in der Straßenbahn

  • Autorenbild: Eileen
    Eileen
  • 18. Juni 2019
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 9. Okt. 2020

In der Straßenbahn und an Straßenbahnhaltestellen ereignen sich hin und wieder äußerst irritierende Unterhaltungen mit den Mitfahrenden bzw. Wartenden. Vielleicht liegt das daran, dass man sich in einer Umgebung befindet, die man für kurze Zeit nicht verlassen kann, denn man wartet ja auf die Bahn, bzw. befindet sich in einer solchen. Zum Zeitvertreib beschließen einige Menschen deshalb, mit wildfremden Menschen das Gespräch zu suchen.



Auch ich werde hin und wieder von Unbekannten angequatscht. Oft ergeben sich dabei echt nette, lockere Gespräche. Häufig auch nur der übliche Smalltalk. Und manchmal befinde ich mich in Situationen, die es wert sind geteilt zu werden. Diese zum Beispiel:


Es ist ca. 7:30 Uhr morgens. Ich sitze in der Straßenbahn, meinen Rolli und mich in Fahrtrichtung positioniert und lasse meinen Blick aus dem Fenster schweifen. Die Straßenbahn hält an der nächsten Station an. Automatisch wandert mein Blick zur Tür und zu den Einsteigenden. Darunter befindet sich ein Mann, Anfang vierzig, der sich mit seinem Brot in der Hand sofort neben mich stellt und breit grinsend zu mir runter schaut. Daraufhin findet folgende Unterhaltung zwischen uns statt:


Er (sein Brot mampfend): Warum lächelst du so?

Ich (verwirrt, da ich lediglich höflich in seine Richtung gelächelt hatte): Äh einfach so…

Er: Bist du einfach so nett? Ist ja süß (Er zwinkert). Wie heißt du?

Ich (fluche innerlich und sage mir „ab jetzt wird nicht mehr gelächelt“): Ich heiße Eileen und du?

Er: Ich bin Guido. Warum sitzt du im Rollstuhl?


-unangenehme Stille -


Guido versucht die Situation zu retten, indem er mich nervös lachend anstupst, „sorry“ sagt und seine Frage erklärt:

Er: Ich bin Schauspieler, weißt du?

Ich: Aha und was hat das mit der Frage zu tun?

Er (immer noch fröhlich mampfend): Bin heute einfach gut drauf und etwas frech.

Ich: Ahja schön…(drücke auf den Knopf)

Er: Oh, musst du schon raus?

Ich: Ja, hilf mir bitte kurz raus, du bist ja heute so gut drauf.

Er (begeistert): Ja klar, ich kann auch mitkommen! Ich hab Zeit (er zwinkert nochmal und grinst mich breit an).

Ich: Äh nein, schaff ich allein, danke

Er: Das ist aber schade…

Ich: Total

(Wir steigen aus und ich rolle weg)


Mein Rollstuhl ist für gewisse Leute wie ein Magnet. Sie können gar nicht anders, als mich anzusprechen. Ich hoffe, dass es eines Tages völlig „normal“ ist einen Rollstuhlfahrer anzutreffen. Der Rollstuhl sollte nicht der ausschlaggebende Punkt sein, das Bedürfnis zu haben, eine Person anzusprechen.


PS: Wenn mich ab und zu nette Typen in meinem Alter anquatschen würden, hätte ich wirklich nichts dagegen. Aber bei 40-Jährigen, brotmampfenden Guidos hält sich meine Freude eher in Grenzen.

Comments


© 2018 by Life Of Lini. Proudly created with Wix.com

bottom of page